Wissen Sie, wem ZF Friedrichshafen gehört und wie die Besitzverhältnisse strukturiert sind? Entdecken Sie alle Details zu Eigentümern und Anteilsverteilungen.

Die ZF Friedrichshafen AG zählt zu den weltweit führenden Automobilzulieferern und ist ein Paradebeispiel für die Verbindung von industrieller Innovationskraft mit einer einzigartigen Eigentümerstruktur.
Während viele Großkonzerne von internationalen Finanzinvestoren oder börsennotierten Aktionärskreisen kontrolliert werden, steht bei ZF Friedrichshafen ein Stiftungsmodell im Mittelpunkt, das auf die Pionierzeit der Luftfahrt zurückgeht und bis heute maßgeblich die Geschicke des Unternehmens bestimmt.
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Die Geschichte der ZF Friedrichshafen AG beginnt im Jahr 1915 am Bodensee. Gegründet wurde das Unternehmen als „Zahnradfabrik GmbH“ mit dem Ziel, hochwertige Zahnräder und Getriebe für Luftfahrzeuge, Automobile und Boote zu produzieren. Die Gründung erfolgte maßgeblich auf Initiative der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, die wiederum auf den berühmten Luftfahrtpionier Ferdinand Graf von Zeppelin zurückgeht.
Die Entwicklung des Unternehmens war von Beginn an eng mit der Zeppelin-Stiftung verknüpft. Diese Stiftung wurde 1908 nach einer beispiellosen Spendenaktion ins Leben gerufen, um die Luftschifffahrt in Deutschland zu fördern. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Verbot des Luftschiffbaus wurde der ursprüngliche Stiftungszweck obsolet. In der Folge fiel das Vermögen der Zeppelin-Stiftung an die Stadt Friedrichshafen, die seither als Treuhänderin der Stiftung fungiert und damit auch die Kontrolle über die ZF Friedrichshafen AG innehat.
Im Jahr 1950 wurde die Zeppelin-Stiftung offiziell Mehrheitsaktionärin der ZF Friedrichshafen AG. Dieses Stiftungsmodell hat sich bis heute erhalten und ist ein Alleinstellungsmerkmal im deutschen Industriekonzert.
Die heutige Eigentümerstruktur im Detail
Die Eigentümerstruktur der ZF Friedrichshafen AG ist klar und stabil. Zwei Stiftungen halten sämtliche Anteile am Unternehmen:
Anteilseigner | Anteil an ZF Friedrichshafen AG |
---|---|
Zeppelin-Stiftung (verwaltet durch die Stadt Friedrichshafen) | 93,8% |
Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung (Lemförde) | 6,2% |
Diese Konstellation sorgt für eine bemerkenswerte Unabhängigkeit von kurzfristigen Kapitalmarktinteressen und ermöglicht eine langfristige, nachhaltige Unternehmensführung.
Zeppelin-Stiftung – Der Hauptaktionär
Die Zeppelin-Stiftung ist eine rechtlich unselbständige Gemeindestiftung, deren Vermögen als städtisches Sondervermögen gilt. Stiftungsträger ist die Stadt Friedrichshafen. Die Stiftung hält 93,8 Prozent der Aktien an der ZF Friedrichshafen AG und ist zudem Eigentümerin der Luftschiffbau Zeppelin GmbH sowie der Zeppelin GmbH.
Die Erträge aus diesen Beteiligungen werden satzungsgemäß für gemeinnützige und mildtätige Zwecke verwendet. Dazu zählen die Förderung von Wissenschaft und Forschung, Bildung, Kunst, Kultur, Denkmalschutz, Kinder- und Jugendhilfe, Altenhilfe, Sport und weitere soziale Projekte im Raum Friedrichshafen.
Die Verwaltung der Zeppelin-Stiftung obliegt dem Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen, der damit auch eine Schlüsselrolle in der Unternehmensführung von ZF einnimmt.
Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung
Die Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung hält 6,2 Prozent der Anteile an der ZF Friedrichshafen AG. Sie ist nach dem Unternehmer Dr. Jürgen Ulderup benannt, der das Traditionsunternehmen Lemförder Metallwaren AG gründete, das später in die ZF-Gruppe integriert wurde. Die Stiftung engagiert sich insbesondere für die Förderung von Forschung, Wissenschaft und Ausbildung.
Keine Börsennotierung – Unabhängigkeit als Leitmotiv
Ein zentrales Merkmal der Besitzverhältnisse bei ZF Friedrichshafen ist die Nicht-Börsennotierung. Es gibt keine frei handelbaren Aktien, Privatanleger können sich nicht direkt an ZF beteiligen. Die Finanzierung erfolgt klassisch über Anleihen, Bankkredite und Eigenkapital der Stiftungen. Dadurch bleibt das Unternehmen unabhängig von kurzfristigen Schwankungen der Finanzmärkte und kann sich auf nachhaltige Entwicklung und Innovation konzentrieren.
Der Oberbürgermeister von Friedrichshafen als Vertreter der Zeppelin-Stiftung lehnt einen Börsengang ausdrücklich ab. Die Stiftungsstruktur wird als Stärke gesehen, da sie langfristige Planung und gesellschaftliche Verantwortung ermöglicht.
Einfluss der Eigentümerstruktur auf die Unternehmensstrategie
Die besondere Eigentümerstruktur prägt die strategische Ausrichtung von ZF Friedrichshafen maßgeblich:
- Langfristige Investitionen: Die Unabhängigkeit von kurzfristigen Renditeerwartungen erlaubt es ZF, in Forschung, Entwicklung und Zukunftstechnologien zu investieren.
- Gesellschaftliche Verantwortung: Ein erheblicher Teil der Gewinne fließt über die Zeppelin-Stiftung in gemeinnützige Projekte in Friedrichshafen und Umgebung. Das Unternehmen übernimmt damit eine gesellschaftliche Verantwortung, die weit über die klassische Unternehmensführung hinausgeht.
- Stabilität: Die stabile Eigentümerstruktur schützt das Unternehmen vor feindlichen Übernahmen und ermöglicht eine kontinuierliche Unternehmensentwicklung, auch in Krisenzeiten.
Rolle der Stadt Friedrichshafen
Eine Besonderheit ist die Rolle der Stadt Friedrichshafen als Verwalterin der Zeppelin-Stiftung. Der Oberbürgermeister vertritt die Stiftung in allen relevanten Gremien und nimmt damit direkten Einfluss auf die strategische Ausrichtung der ZF Friedrichshafen AG. Diese enge Verbindung zwischen Stadt und Unternehmen sorgt für eine starke regionale Verankerung und eine hohe Identifikation der Bevölkerung mit „ihrer“ ZF.
Beteiligungen, Joint Ventures und Akquisitionen
Trotz der klaren Eigentümerstruktur ist ZF Friedrichshafen ein international agierender Konzern, der durch gezielte Übernahmen und Beteiligungen seine Marktposition ausgebaut hat. Zu den wichtigsten Meilensteinen zählen:
- Übernahme von TRW Automotive (2015): Für rund 9,6 Milliarden Euro übernahm ZF den US-amerikanischen Automobilzulieferer TRW Automotive. Damit stieg ZF zu einem der größten Zulieferer weltweit auf und erweiterte sein Portfolio insbesondere im Bereich Sicherheitssysteme.
- Übernahme von WABCO (2020): Mit dem Kauf des Nutzfahrzeugzulieferers WABCO für sieben Milliarden Dollar stärkte ZF seine Position im Bereich Nutzfahrzeugtechnik und automatisiertes Fahren.
- Joint Venture mit Foxconn (2024): Im Jahr 2024 gründete ZF gemeinsam mit dem taiwanesischen Elektronikkonzern Foxconn das Joint Venture „ZF Foxconn Chassis Modules“ und übertrug 50 Prozent der Anteile an der ZF Chassis Modules GmbH an Foxconn. Ziel ist die gemeinsame Entwicklung und Produktion von Fahrwerksmodulen für den globalen Markt.
Diese strategischen Schritte zeigen, dass ZF trotz seiner stiftungsgeprägten Eigentümerstruktur flexibel und international wettbewerbsfähig agiert.
Auswirkungen der Eigentümerstruktur auf die Unternehmensführung
Die Eigentümerstruktur hat direkte Auswirkungen auf die Unternehmensführung:
- Mitbestimmung: Die Stiftungen sind in den wichtigsten Gremien vertreten und üben maßgeblichen Einfluss auf die Besetzung des Vorstands und die strategische Ausrichtung aus.
- Nachhaltigkeit: Die langfristige Perspektive der Stiftungen fördert nachhaltiges Wirtschaften und Innovationsbereitschaft. ZF investiert gezielt in Digitalisierung, Elektromobilität, automatisiertes Fahren und andere Zukunftstechnologien.
- Gemeinwohlorientierung: Die Erträge der Zeppelin-Stiftung werden für gemeinnützige Zwecke verwendet. Dies schafft eine enge Verbindung zwischen wirtschaftlichem Erfolg und gesellschaftlichem Nutzen.
Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Trotz der stabilen Eigentümerstruktur steht ZF Friedrichshafen vor erheblichen Herausforderungen. Die Transformation der Automobilindustrie, insbesondere die Umstellung auf Elektromobilität, Digitalisierung und autonomes Fahren, erfordert hohe Investitionen und strategische Anpassungen.
Im Geschäftsjahr 2024 musste ZF einen deutlichen Umsatzrückgang und einen Milliardenverlust hinnehmen. Restrukturierungen und der Abbau von Arbeitsplätzen sind die Folge. Dennoch betont die Unternehmensführung, dass die langfristige Ausrichtung und die Konzentration auf Kernbereiche wie Fahrwerk-, Nutzfahrzeug- und Industrietechnik sowie Aftermarket-Geschäft fortgesetzt werden sollen.
Die Eigentümerstruktur bietet dabei Stabilität und ermöglicht es dem Unternehmen, auch in schwierigen Zeiten handlungsfähig zu bleiben, ohne unter dem Druck kurzfristiger Aktionärsinteressen zu stehen.
Fazit: Einzigartige Struktur als Erfolgsfaktor
Die Eigentümer- und Besitzverhältnisse der ZF Friedrichshafen AG sind einzigartig in der deutschen und internationalen Unternehmenslandschaft. Die klare Dominanz der Zeppelin-Stiftung, verwaltet durch die Stadt Friedrichshafen, und die Beteiligung der Dr. Jürgen und Irmgard Ulderup Stiftung schaffen eine stabile, langfristig orientierte Basis für unternehmerisches Handeln.
Diese Struktur ermöglicht es ZF, wirtschaftlichen Erfolg mit gesellschaftlicher Verantwortung zu verbinden und sich unabhängig von kurzfristigen Markttrends auf nachhaltige Innovationen zu konzentrieren. Die enge Verbindung zur Region, die Förderung von Wissenschaft, Bildung und sozialen Projekten sowie die Fähigkeit, auf globale Herausforderungen flexibel zu reagieren, machen ZF Friedrichshafen zu einem Vorbild für verantwortungsvolle Unternehmensführung im 21. Jahrhundert.