Wie verhält es sich mit dem ALG I nach der Elternzeit, wenn kein Krippenplatz für Ihr Kind verfügbar ist? Stehen Ihnen Leistungen zu? Klären wir das.
Nach der Geburt eines Kindes stehen berufstätige Eltern oft vor der Frage, wie es nach der Elternzeit weitergeht, insbesondere wenn kein Krippenplatz für das Kind gefunden werden konnte.
Viele Mütter und Väter wünschen sich, Zeit mit dem Baby zu verbringen, sehen sich aber gezwungen, aus finanziellen Gründen schnellstmöglich wieder in den Beruf einzusteigen.
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In dieser Situation kommt häufig die Frage auf: Kann ich Arbeitslosengeld I (ALG I) beantragen, wenn ich nach der Elternzeit ohne Krippenplatz zuhause bleibe? Die wichtigsten Aspekte hierzu:
Voraussetzungen für den ALG I-Anspruch nach Elternzeit
Um nach der Elternzeit ALG I zu erhalten, müssen Sie folgende Voraussetzungen erfüllen:
- Mindestversicherungszeit: Sie müssen in den letzten 2 Jahren vor der Geburt mindestens 12 Monate in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt haben. Teilzeitarbeit wird anteilig angerechnet.
- Arbeitslosmeldung: Sie müssen sich bei der Agentur für Arbeit arbeitslos melden.
- Arbeitsfähigkeit: Sie müssen dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
- Bedürftigkeit: Ihr Vermögen und ggf. das Einkommen des Partners dürfen bestimmte Grenzen nicht überschreiten.
Fehlt eine dieser Voraussetzungen, besteht kein Anspruch auf ALG I nach der Elternzeit.
Höhe und Dauer des ALG I nach Elternzeit
Die Höhe des ALG I bemisst sich nach dem Nettoverdienst der letzten 12 Monate vor der Geburt. Dabei gibt es eine Berechnung auf Basis des pauschalierten Nettoentgelts sowie eine individuelle Berechnung.
In der Regel beträgt das ALG I 60% des pauschalierten Nettoverdienstes, mindestens jedoch die Hälfte des bisherigen Nettoeinkommens. Die maximale Bezugsdauer liegt zwischen 6 und 24 Monaten, abhängig von der Dauer der Vorversicherungszeit und dem Alter.
Beispiel:
- Nettoverdienst vor der Geburt: 2.500 €
- 60% des pauschalierten Nettoentgelts: 1.500 €
- ALG I pro Monat: 1.500 €
ALG I beantragen ohne Krippenplatz?
Grundsätzlich spielt es für den ALG I-Anspruch keine Rolle, ob Sie nach der Elternzeit einen Krippenplatz für Ihr Kind finden oder nicht. Entscheidend ist allein, ob Sie dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung stehen.
Allerdings gibt es hier eine wichtige Einschränkung: Sollten Sie aufgrund fehlender Kinderbetreuung nicht Vollzeit arbeiten können, kann dies als „unzumutbar“ angesehen werden. In dem Fall würde Ihnen nur ein anteiliges ALG I zustehen.
Ob Teilzeitarbeit wegen fehlender Kinderbetreuung als „unzumutbar“ eingestuft wird, hängt vom Einzelfall ab. Lassen Sie sich hierzu vor der Antragstellung beraten.
Reduzierung der ALG I-Ansprüche bei längerer Elternzeit
Ja, eine längere Elternzeit kann die Höhe und Dauer des ALG I verringern. Der Grund: Die Berechnungsgrundlage für das ALG I ist der Nettoverdienst der letzten 12 Monate vor der Geburt.
Je länger die Elternzeit dauert, desto weiter liegt dieser Zeitraum zurück. Lohnsteigerungen in der Zwischenzeit bleiben dann unberücksichtigt.
Zudem verkürzt sich die maximale Bezugsdauer des ALG I, wenn Sie erst später arbeitslos werden.
Pflichtbeiträge während der Elternzeit?
Während der Elternzeit müssen Sie keine Beiträge in die Arbeitslosenversicherung einzahlen. Ihr Versicherungsschutz bleibt durch die vorhergehende Beschäftigung weiter bestehen.
Allerdings kann es sinnvoll sein, freiwillige Beiträge an die Arbeitsagentur zu leisten. Diese erhöhen die Chancen, nach der Elternzeit ALG I zu erhalten.
ALG I frühestens nach Ende der Elternzeit
Sie können ALG I frühestens nach dem Ende Ihrer Elternzeit beantragen. Eine vorzeitige Arbeitslosmeldung während laufender Elternzeit ist nicht möglich.
Ausnahme: Wenn Sie Elterngeld und Teilzeit arbeiten, kann ab einem gewissen Punkt ALG I dazu beantragt werden.
Melden Sie sich am besten schon 1-2 Monate vor Ende der Elternzeit arbeitslos, um zügig ALG I zu erhalten.
Alternative: Bürgergeld bzw. ALG II nach Elternzeit
Falls Sie die Voraussetzungen für ALG I nicht erfüllen, können Sie stattdessen Bürgergeld (früher: ALG II) beantragen. Dies setzt keine vorherige Versicherungszeit voraus.
Allerdings spielen hier Einkommen und Vermögen eine größere Rolle. Prüfen Sie daher genau, welche Leistung für Sie günstiger wäre.
Beratung zu den Leistungsansprüchen
Ob und in welcher Höhe Ihnen nach der Elternzeit ALG I, Bürgergeld oder andere Leistungen zustehen, sollten Sie vor der Antragstellung mit Experten klären:
- Termin bei der Agentur für Arbeit
- Beratung durch Sozialverbände (Caritas, Diakonie etc.)
- Honorarberater (Rechtsanwälte, Rentenberater)
Die Beratung ist meist kostenlos oder erschwinglich und gibt Ihnen Sicherheit bei der Antragstellung.
Weiterbildung während der Elternzeit
Wenn sich durch die Elternzeit eine berufliche Neuorientierung anbietet, können Sie die Zeit auch für Weiterbildungen nutzen.
Möglichkeiten:
- Förderung der Weiterbildung durch die Agentur für Arbeit
- Bildungsgutscheine der Agentur für Arbeit
- Stipendien der Begabtenförderungswerke
- Bildungskredit der KfW-Bank
- Weiterbildungen im Rahmen des Aufstiegs-BAföG
Prüfen Sie, welche Optionen für Sie infrage kommen. Oft werden Teilzeitformen der Weiterbildung angeboten, die sich mit der Kinderbetreuung vereinbaren lassen.
Ihre Ansprüche nach der Elternzeit – eine Checkliste
Um nach der Elternzeit ohne Krippenplatz Ihre Ansprüche voll ausschöpfen zu können, empfiehlt sich der folgende Fahrplan:
Vorbereitung während der Schwangerschaft
- Arbeitsvertrag prüfen: Kündigungsfristen und Sonderkündigungsschutz beachten
- Elternzeit beantragen: Möglichst früh schriftlich beim Arbeitgeber beantragen
- Elterngeld beantragen: Ab 7. Schwangerschaftswoche möglich
- Krippenplätze anfragen: Frühzeitig auf Wartelisten setzen lassen
Während der Elternzeit
- Elterngeldmonate aufteilen: Zeit nach Elterngeld mit ALG I überbrücken
- Krippensituation abklären: Gibt es Alternativen zur Wunschkrippe?
- Arbeitsagentur kontaktieren: Zu Leistungsansprüchen beraten lassen
- Weiterbildung prüfen: Fördermöglichkeiten für Qualifizierung nutzen
Vor Ende der Elternzeit
- Arbeitslosmeldung: 1-2 Monate vorher arbeitslos melden
- Antrag ALG I: Formulare und Unterlagen vorbereiten
- Alternativen prüfen: Z.B. Bürgergeld beantragen
- Widerspruch einlegen: Bei Ablehnung mit Beratung Widerspruch einlegen
Wenn Sie diesen Fahrplan berücksichtigen, lassen sich böse Überraschungen nach der Elternzeit minimieren und die eigenen Ansprüche sichern. Die Checkliste kann als Gedankenstütze dienen.
Bitten Sie aber auch Angehörige, Freunde oder Beratungsstellen um Unterstützung – vieles lässt sich leichter bewältigen, wenn man nicht allein ist!
Tipps für die Kinderbetreuung ohne Krippenplatz
Fehlt nach der Elternzeit ein Krippenplatz für das Kind, stellt das berufstätige Eltern vor große Herausforderungen. Hier einige Tipps, die trotzdem die Rückkehr in den Beruf ermöglichen:
- Tagesmutter: Tagesmütter betreuen Kinder in kleinen Gruppen zu Hause. Die Betreuungszeiten sind oft flexibler als in Krippen.
- Babysitter: Über Babysitter-Agenturen oder -Börsen lassen sich auf Honorarbasis Babysitter finden.
- Großeltern: Omas und Opas sind für viele Kinder eine Bereicherung und oft zur Mithilfe bereit.
- Eltern-Kind-Initiativen: Hier organisieren sich Eltern selbst in der Kinderbetreuung und Betreuung durch Erzieher.
- Nachbarschaftshilfe: Vielleicht können Nachbarn, Freunde oder andere Eltern stundenweise aushelfen?
- Arbeitgeber: Manche Arbeitgeber stellen betriebseigene Krippenplätze zur Verfügung oder bezuschussen die Betreuung.
- Kurzzeitbetreuung: Für den gelegentlichen Bedarf gibt es Angebote für stundenweise Kinderbetreuung.
- Flexible Arbeitszeit: Die Arbeitszeit kann möglicherweise so gelegt werden, dass sich Betreuungslücken schließen lassen.
- Home-Office: Heimarbeit ermöglicht die Betreuung neben der Arbeit. Hier sind aber Absprachen mit dem Arbeitgeber wichtig.
- Elternzeit Partner: Der andere Elternteil kann seine Elternmonate nutzen, um die Betreuung zu übernehmen.
Mit Kreativität und gutem Willen auf allen Seiten lassen sich oft Lösungen finden, auch wenn der Wunsch-Krippenplatz fehlt! Scheuen Sie sich nicht, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
Fazit
- Grundsätzlich ist ALG I nach Elternzeit möglich, wenn die allgemeinen Voraussetzungen erfüllt sind.
- Ein fehlender Krippenplatz kann die ALG I-Höhe reduzieren, schließt den Bezug aber nicht grundsätzlich aus.
- Längere Elternzeit und spätere Arbeitslosmeldung verringern die Ansprüche.
- Vor Antragstellung unbedingt beraten lassen!
- Weiterbildung kann die Zeit sinnvoll überbrücken.
Mit etwas Vorausplanung lassen sich die finanziellen Folgen der Elternzeit gut abfedern. Wichtig ist, sich frühzeitig zu informieren und die verschiedenen Möglichkeiten für die eigene Situation zu prüfen.
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